Im Anhang der Messebericht von unserem Besuch auf der Smarter E - Intersolar 2024 auf der Messe München am 20.6.2024.
Smarter E - Intersolar 24
Besuch in München am Donnerstag 20.6.24
Hartmut und ich haben einen Messetag eingelegt, natürlich mit Anfahrt im voll-elektrischen PKW. Die Messefläche ist im Vergleich zu 2023 nochmal gewachsen und belegt jetzt alle
Hallen auf dem Gelände in München-Riem. Auffällig ist, dass fast alle grossen Player ihre Messestände erheblich vergrössert haben, auch die europäischen. Zwei-stöckig mit einem Rückzugsraum im 1. OG für die Geschäftsabschlüsse ist sozusagen Pflicht. Wir waren uns mit Alex einig (der mit seiner Firma eSystems bzw. Kontron Solar selbst Aussteller war), dass man künftig zwei Tage Messe einplanen muss.
Im Modulmarkt dominiert weiterhin China mit etwa 110 Produzenten und 60 GW Modulproduktion pro Monat, aber europäische Anbieter füllen daneben ihre Nischen. Die Modulgrössen steigen nochmals leicht an, wobei die Wirkungsgrade keine grossen Sprünge mehr machen. Wie im letzten Jahr sieht man sehr viele ästhetisch schöne Dachmodul- und Fassaden-Lösungen - „all black“ und „matt“ ist Standard. Das grösste flexible Modul bei Sunman („Dragonfly“) liefert jetzt 520 Wp (bisher 430 Wp) auf einer Fläche von 2,2 x 1,2 m mit nur 11 kg Gewicht. Bei der Zelleffizienz sind mit Silizium 20-23 % möglich. Einen Sprung auf 30 % wird es erst mit Perowskit-Tandem-Zellen geben, an denen weltweit intensiv geforscht wird, u.a. im Forschungszentrum Jülich. Aber die sind bzgl. Langlebigkeit und Massenmarkt noch für ein paar Jahre im Labor eingesperrt.
Interessant ist, dass man Wechselrichter nicht mehr zwingend im Keller verbaut. Jetzt gibt es sehr flache ein- bis dreiphasige Mikrowechselrichter zur Dachmontage, die man z.B. bei Hoymiles und SMA sehen kann. Die Gleichstrom-Verkabelung der Module wird kürzer und vom Dach nach unten gibt es eine normale 220V Wechselstrom-Leitung. Passend dazu werden Speichermodule angeboten, bei denen Ladung und Entladung ebenfalls auf der Wechselstrom-Seite laufen.
Grosse Speicher mit Hochvolt-Batterien sieht man in allen denkbaren Kapazitäten von 5 bis 15 kW im Haus. Für Gewerbe und Freiflächen PV werden Batterietürme mit 70 kW
angeboten. Die Ladetechnik ist maximal variabel: es gibt Speicher PV-gekoppelt auf der Gleichstromseite oder klassisch hinter dem Wechselrichter auf der Wechselstromseite. Auch Anbieter wie Ecoflow, die bisher im Balkonkraftwerk- und Outdoor-Bereich aktiv waren, steigen in dieses Marktsegment ein.
Mit dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende und den Anpassungen im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) vom Mai 2023 sind Angebote für dynamische Stromtarife ab Januar 2025 bei allen Stromanbietern Pflicht. Mit dem Hochlauf der
intelligenten Zweirichtungszähler mit Smart Meter Gateway (bei mir wurde der letzten Freitag installiert) und Steuertechnologien wie EEBUS zur Verbindung mit Wärmepumpe, Wallbox und e-Fahrzeug wird sich das ausbreiten. Damit ist auch die Haus-Automation mit Kombination von PV Erzeugung, Strom- und Wärme-Abnahme, Lademanagement für die E-Mobilität und Steuerungsoptionen bei den Abnehmern im Haushalt bei allen grossen Marken (z.B. Hoymiles, Deye, Huawei, SMA, Fronius, Ecoflow, Bosch) ein zentrales Ding. Nicht nur fürs Eigenheim, sondern auch im Bereich Mehrfamilienhäuser, Altbau und Gewerbe.
Eine zentraler Begriff, der auf den Werbeflächen auftaucht, ist das „peak load shaving“. Also das Vermeiden von hohen Energiebezügen in Zeiten hoher Börsenstrompreise und die
netzdienliche Verlagerung des Stromverbrauchs. Entsprechend gibt es eine wachsende Zahl von Anbietern von „Flexibilitätsdienstleistungen“ (so heisst es im Gesetz), wie z.B. Tibber (die auf der Messe eine Kooperation mit Ecoflow gestartet haben) oder rabot.charge.
Interessant war die Aussage einer Fachbesucherin, dass in Schweden Leute, die keine PV-günstigen Dachflächen haben, stattdessen in Speichertechnologien für „virtuelle Kraftwerke“
investieren. Dort lohnt es sich, den Speicher mit billiger regenerativer Energie zu befüllen und die Energie später bei höheren Börsen-Strompreisen wieder zu verkaufen. Da ist der
schwedische Energiemarkt schon weiter als der deutsche.
Hartmut hat sich lange mit dem Kollegen vom GSE Integration Frankreich unterhalten, die sich als europäischer Marktführer für In-Dach Montagesysteme bewerben. Die In-Dach-Lösung aus Kunststoff zeigt mehr Flexibilität bei dynamischer Belastung in alten Dachstühlen als starre Alurahmen. Entsprechend hat man bei GSE auch viel Erfahrung im Denkmalschutz, vor allem in Frankreich und den Niederlanden.
Für Dachvermessungen haben wir mit zwei Anbietern gesprochen, einmal Drone Drafting USA und Solarhub aus Freiburg. Die Amerikaner bieten Dachvermessungen im grossen Stil, sind bisher aber nur in den USA präsent und suchen noch einen Partner in Europa. Solarhub aus Freiburg arbeitet in Deutschland und bietet 3D-Dachmodelle an, optional auch mit eigener Drohnen-Befliegung. Mit einem Projektmanager hab ich gesprochen, auf Anfrage ist man gerne bereit, das bei einem Vor-Ort-Termin in Esslingen zu zeigen.
AXSUN war auch mit einem grösseren Stand und den bekannten Modulen in rot und schwarz vertreten. Stefan Schmidt arbeitet nicht mehr im AXSUN Vertrieb, sondern bei
SunFarmer, einer Projektgesellschaft für grosse Freiflächen PV in Ulm.
Übrigens: für die Klopfers und Panthers dieser Welt haben wir als Mitbringsel ein Pixi-Bilderbuch vom SMA Stand mitgebracht: „A solar roof for our kindergarten“.
Besuchte Firma |
Marktsegment |
ClickCon PV Dachsysteme, Terrassen/Carports |
Montage |
GSE Integration, Schweizer |
Montage, In-Dach |
Hoymiles, SMA, Ecoflow, Kontron Solar |
Wechselrichter, Speicher |
Tenka Solar, AXSUN, SunMan |
Module |
Tibber, rabot.charge |
Stromtarife |
Drone Drafting USA, SolarHUB Freiburg |
Vermessung Dächer |
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