Grundprinzip der Discourse Plattform ist die soziale Selbstkontrolle in einer Community. Durch ein sinnvolles Mass an Automation, fein-granulare Rechte-Strukturen, inhaltliche Moderation, Analyse von Kommunikations-Prozessen und optionale Sanktionsmöglichkeiten wird eine hochwertige und regel-basierte Interaktion und Kommunikation der Teilnehmer erreicht. Technisch-administrative Eingriffe sind selten und beschränken sich meist auf die Einrichtung oder Anpassung von Kommunikationsstrukturen oder auf die Vergabe spezieller Benutzerrechte.
Analyse
Für Moderation und Administration gibt es umfassende Dashboards, um die „Community-Gesundheit“ im Auge zu behalten. Allerdings nicht, wie in kommerziellen „a-sozialen“ Netzwerken üblich, um irgend etwas zu verkaufen. Sondern um die Qualität der digitalen Kommunikation in der Gruppe zu verstehen und zu verbessern. Analysen sind grundsätzlich anonym und haben keinen Bezug zu einer bestimmten Person.
Typische Kennzahlen zur Kommunikations-Analyse in einer Discourse Community:
| Wert | Beschreibung | Anmerkung |
|---|---|---|
| consolidated page views | Seitenaufrufe durch angemeldete Anwender, nicht angemeldete Anwender oder Web-Crawler (soweit möglich) | je nach Konfiguration eines Discourse Forums sind nicht angemeldete (anonyme) Zugriffe gar nicht möglich oder auf bestimmte Kategorien beschränkt |
| signups | neu registrierte Benutzer | |
| topics | neue Themen in einem bestimmten Zeitraum | |
| posts | neue Beiträge zu einem Thema | |
| dau/mau | Verhältnis angemeldeter Anwender gestern zur Zahl der Anwender die sich im letzten Monat angemeldet haben | Metrik zur Ermittlung der “Kundenbindung”, sollte besser als 20% sein |
| daily engaged users | Zahl der Anwender, die eine Interaktion mit der Plattform gezeigt haben (z.B. durch eigenen Beitrag oder ein like/dislike zu einem Beitrag) | Typische engagement rates in kommerziellen Medien liegen bei 1% bis 5%, je nach betrachteter Plattform. Visuell-orientierte Medien wie Metas Instagram oder TikTok zeigen höhere Werte (typisch 4-5%) als eher text-orientierte Medien (z.B. Chats). |
| new contributors | Zahl der Anwender, die zum ersten Mal etwas geschrieben haben. |
Neben dieser Form des fort-laufenden, nicht-technischen Monitorings einer Community gibt es auch die Möglichkeit, gezielt detaillierte Reports zu einzelnen Metriken in einem bestimmten Zeitraum zu generieren. Z.B. zur Zahl der täglich verschickten „notification-mails“, der von Teilnehmern generierten „likes“, der neu geschriebenen Beiträge und der Anzahl von Stunden, bis auf einen Beitrag reagiert wird.
Moderation
Moderation ist eine von der Administration getrennte, nicht-technische Aufgabe. Sie konzentriert sich auf die Hilfestellung für Neulinge und auf inhaltliche Fragen (z.B. sinnvolle Überschriften, Verschlagwortung, Vermeiden von Doppelungen für Themen, Archivierung von Inhalten, die Dokumentations-würdig sind usw.). In seltenen Fällen kann die Sanktion einzelner Teilnehmer, die den Kommunikationsfluss stören, eine weitere Moderations-Aufgabe sein.
Braucht man immer Moderation?
Grundsätzlich funktioniert Discourse automatisch und ohne Moderation. Wie bei der zwischenmenschlichen Kommunikation in der „analogen Welt“ kann jedoch auch in digitalen Medien Moderation nötig sein, um einem Wissens- und Meinungsaustausch Richtung und Ziel zu geben. Ob und ab welcher Gruppengrösse und Diversität einer Community das nötig ist, ist keine technische Frage. Sie hängt immer von den kommunizierenden Menschen selbst ab. Die gemeinsame Kommunikations-Grundlage ist im Idealfall ungeschrieben und „praktisch gelebt“ („common sense“). Oder sie wird in Form einer „Netikette“ schriftlich formuliert. Welcher Weg in der Praxis funktioniert, ist in jeder digitalen Community anders.
Was ist ein/e ModeratorIn?
Moderatoren sind Teilnehmer mit erweiterten Eingriffsrechten und entsprechender Verantwortung. Sie können Inhalte strukturieren und kuratieren und haben Sanktions-Möglichkeiten, um einzelne Teilnehmer davon abzuhalten, die Gesprächsatmosphäre der Gruppe zu stören.
Ideale Moderatoren wirken im Sinn des lateinischen Begriffs „moderare“ mässigend, aber nie „diktatorisch“ auf eine Community ein. Sie haben die Aufgabe, den Diskurs in einer Gruppe in Richtung auf ein gemeinsam erzieltes Ergebnis zu bringen. Das Unterdrücken oder Bevorzugen von Meinungen ist dabei genauso inakzeptabel wie eine Betonung der Privat-Meinung des Moderators selbst.
Sanktionen
Diskussionsprozesse in Discourse sind nie anonym. Alle Teilnehmer agieren unter einer verifizierten digitalen Identität und sind (zumindest für die Moderation/Administration) namentlich bekannt. Im Vergleich zu kommerziellen Werbe-Plattformen, die man „soziale Medien“ nennt oder zu Chat-Gruppen in WhatsApp, Signal, Discord, Matrix oder Telegram sinkt das Risiko von Eskalationen erheblich, es ist aber nicht “gleich Null“. Wie bei einem Fussballspiel kann es von Fall zu Fall nötig sein, „gelbe und rote Karten“ auszuteilen. Moderatoren können diverse abgestufte Discourse Funktionen nutzen, um aufgeheizte Debatten zu beruhigen.
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Das automatische System der Vertrauensstufen (“trust level“) vermeidet, dass unerfahrene Teilnehmer einen Diskurs stören oder erstellte Arbeitsergebnisse leichtfertig durcheinander bringen. Das Vertrauen und damit verbundene Einflussmöglichkeiten auf eine Community wird automatisch erteilt, kann aber jederzeit wieder entzogen werden.
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Jeder Teilnehmer und ebenso die Moderatoren können einzelne Teilnehmer über private Nachrichten („PM“ - private message) direkt ansprechen, wenn etwas „daneben“ geht. Diese Ansprache kann eine private Text-Nachricht oder eine Chat-Nachricht sein. Ggf. sind auch Video-Konferenzen möglich.
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Moderatoren können eine farblich hervorgehobene „staff notice“ als offizielles Statement des Forums-/Community-Betreibers formulieren, das von der Community wahrgenommen wird.
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Neue Nachrichten innerhalb eines Themas können über den „topic timer“ für einen bestimmten Zeitraum (Stunden, Tage) ausgesetzt werden, um Ruhe in eine Diskussion zu bringen.
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Mit dem „slow mode“ wird die Antwort-Frequenz in einem Thema pauschal verlangsamt. Neue Posts können nur in bestimmten Zeitabständen erscheinen (z.B. nur einmal pro Tag).
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Flagging und „review“: Nachrichten können durch andere Teilnehmer der Community als unangemessen „ge-flaggt“ werden. Nach Erreichen bestimmter Schwellenwerte landen neue Texte der vom „flagging“ betroffenen Person in einer Warte-Schlange der Moderation. Diese bewertet den Text und gibt die Nachricht ggf. wieder frei.
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„silencing“: Beim „silencing“ wird ein Teilnehmer für eine bestimmte Zeit stumm geschaltet und kann keine neuen Posts Nachrichten veröffentlichen. Er kann allerdings weiterhin alles lesen, „likes“ vergeben und auf private Nachrichten antworten. Auch die Kommunikation mit der Moderation ist möglich.
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Bei der Suspendierung wird der Teilnehmer für eine bestimmte Zeit ganz aus dem Forum ausgeschlossen. Er kann sich nicht mehr anmelden, weder auf einem Mobilgerät noch auf der Browser-Oberfläche.
Eine umfassende Beschreibung der Moderationsmöglichkeiten gibt es im Discourse Moderation Guide (engl.):
Eine Analyse zur Moderation speziell politischer und emotional kritischer Inhalte und Themen sowie eine Anleitung zu in diesem Fall angemessenen Moderations-Methoden steht hier (engl.):
Zuletzt bearbeitet von @admin 2025-07-11T16:11:40Z
